Zervikaler Bandscheibenvorfall
Der zervikale Bandscheibenvorfall entsteht an der Halswirbelsäule und kommt statistisch nicht so häufig vor wie die lumbale Diskushernie. Bei einem Vorfall reißt der Faserring der Bandscheibe und der innere Kern dringt in den Wirbelkanal.
Definition des zervikalen Bandscheibenvorfallsnach oben
Den zervikalen Bandscheibenvorfall bezeichnet man häufig auch als Bandscheibenvorfall HWS, was für Halswirbelsäule steht. Die meisten Fälle ereignen sich um das 45. Lebensjahr herum, da Patienten höchstwahrscheinlich in diesem Zeitraum den meisten Belastungen und Aktivitäten ausgesetzt sind. Männer sind davon etwas häufiger betroffen als Frauen. Meist entstehen bei einer zervikalen Diskushernie anfangs erste Nackenschmerzen, die später bis in die Arme ausstrahlen können. Grund dafür können eingeklemmte Nervenwurzeln sein, die Arme und Hände versorgen.
Gelenkfunktion statt Puffer
Der Abschnitt der Halswirbelsäule ist der Bereich zwischen Kopf und Brustwirbelsäule. Er gilt als der beweglichste Teil der Wirbelsäule. Die Bewegungsmöglichkeiten jedes einzelnen Wirbelkörpers sind sehr groß. Somit haben auch die Bandscheiben an dieser Stelle - im Gegensatz zum Lendenbereich - eher Gelenkfunktion als Pufferfunktion. Degeneration, also altersbedingter Verschleiß, kann die Bandscheiben verändern, sodass sie sich in den Wirbelkanal vorwölben. Reißt der Faserring und kann der Bandscheibenkern austreten, spricht man von einem zervikalen Bandscheibenvorfall.
Ursachen und Symptomenach oben
Die häufigste Ursache sind degenerative Veränderungen an der Halswirbelsäule. Diese Prozesse lassen sich bei 95% aller Menschen im Alter von 70 Jahren nachweisen. Etwa fünfzig Prozent aller Menschen leiden deshalb mindestens einmal im Leben unter Schulter- und Armschmerzen. Doch auch körperliche Belastungen beeinflussen die Veränderungen im Körper. So wirken sich vor allem schweres Heben, lange Autofahrten aber auch Rauchen auf die Halswirbelsäule aus. Zudem gilt das regelmäßige Arbeiten mit einem Vibrationsgerät wie einem Presslufthammer ebenfalls als schädlich.
Erst Nackenschmerz, später auch Armschmerz
Der Halswirbelkörper HWK 5/6 ist von einem Bandscheibenvorfall am meisten betroffen. Danach folgend die Wirbelkörper HWK 6/7 und HWK 4/5. Anfang spüren Patienten unspezifische Schmerzen im Nacken und somit im Bereich der Halswirbelsäule. Reizt die Bandscheibe die Nervenwurzel, strahlen akut auftretende Schmerzen in die Schulter und den Arm – teilweise sogar bis in die Hand - aus. Zudem sind Schwächegefühle, Kribbeln, Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen begleitend möglich.
Therapiemöglickheitennach oben
Ähnlich wie beim lumbalen und thorakalen Bandscheibenvorfall behandelt man eine zervikale Diskushernie in der Regel konservativ. Mithilfe von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten lindern Ärzte die Schmerzen. Zudem unterstützen Krankengymnastik und Physiotherapie. Treten sehr plötzlich Lähmungserscheinungen auf, handelt es sich um einen Notfall, den man gegebenenfalls operativ behandeln muss, um Nervenschäden zu verhindern. Ein operativer Eingriff ist ebenfalls möglich, wenn die konservative Therapie über mehrere Wochen zu keiner Verbesserung der Schmerzen und Beschwerden führt.
Entfernen der Bandscheibe mittels Operation
In den meisten Fällen operieren Ärzte den zervikalen Bandscheibenvorfall von vorne, sodass der Patient auf dem Rücken liegt. Während der Operation entfernt der Chirurg vorsichtig die Bandscheibe aus dem Wirbelkanal. Damit auch weiterhin ein Puffer zwischen den Wirbelkörpern vorhanden ist, kommt entweder eine Stabilisationsoperation oder der Einsatz einer Bandscheibenprothese infrage. Um die Halswirbelsäule nach der Operation ruhig zu stellen, tragen Patienten in den ersten zwei Wochen eine weiche Halskrause. Danach können sie bereits leichte Sportarten wie beispielsweise Schwimmen oder lockeres Laufen wieder aufnehmen.