Bindehautentzündung
Bei einer Bindehautentzündung (Konjunctivitis) ist die schützende Schleimhautschicht im Auge entzündet und verursacht ein gereiztes, rotes Auge. Sie ist die häufigste Augenerkrankung und kommt sowohl in ansteckender als auch in nicht ansteckender Form vor.
Definition der Bindehautentzündungnach oben
Ein verklebtes und verkrustetes Augenlid am Morgen nach dem Aufstehen ist ein typisches Zeichen für eine Bindehautentzündung. Hinzu kommt eine Rötung aufgrund einer vermehrten Blutfülle, da der Körper durch verstärktes Durchbluten des Auges versucht, gegen die Entzündung anzukämpfen. Häufig breitet sich eine sogenannte Konjunctivitis innerhalb von ein bis zwei Tagen ebenfalls auf das zweite Auge aus. Als auslösende Faktoren kommen sowohl Bakterien, Viren, Allergien als auch äußere Reize infrage.
Gute Abwehrfunktion der Bindehaut – und trotzdem anfällig
Die Bindehaut ist eine schützende Schleimhautschicht im Auge, die bei der Verteilung des Tränenfilms unterstützt und somit dem Auge ermöglicht, sich reibungslos zu bewegen. Darüber hinaus besitzt sie gute Abwehrfunktionen, ist jedoch aufgrund ihrer ungeschützten Lage auch selber empfänglich für Keime oder Reize. Sie zieht sich vom Innenrand des Augenlids über den sichtbaren Augapfel. Normalerweise ist sie durchsichtig. Nur während einer Entzündung, die von außen oder von einer anderen Augenkrankheit herrührt, färbt sie sich rot.
Nicht immer ist eine Bindehautentzündung harmlos
Gerade weil die Bindehaut über gute Abwehrfunktionen verfügt, verläuft eine Bindehautentzündung meist auch recht harmlos und klingt nach kurzer Dauer wieder ab. Allerdings kann die Entzündung in manchen Fällen auch auf benachbarte Strukturen übergreifen und so die Hornhaut, die Regenbogenhaut, den Tränensack oder die Augenlider in Mitleidenschaft ziehen. Deshalb sollten Patienten bei einer länger andauernden Konjunctivitis oder bei einer wiederkehrenden Augenentzündung auf jeden Fall einen Augenarzt aufsuchen. Denn nur dieser kann den Unterschied zwischen einer harmlosen Bindehautentzündung oder einer schweren Augenkrankheit feststellen.
Ansteckende und nicht ansteckende Konjunctivitis
Da man eine nicht ansteckende Bindehautentzündung auf den ersten Blick nicht von einer ansteckenden Konjunctivitis unterscheiden kann, sind Hygiene und das richtige Auskurieren der Entzündung von Anfang an wichtig. Gerade in Kindergärten oder Schulen, wo Kinder auf engem Raum miteinander umgehen und spielen, kommt es schnell zu einem vermehrten Auftreten der Krankheit. Hier verschafft nur der kurzfristige Besuch beim Augenarzt bzw. Kinderarzt Klarheit über die spezielle Art der Entzündung. So kann man auch bei einer ansteckenden Bindehautentzündung eine Übertragung verhindern.
Ursachen und Formennach oben
Sehr häufig sind Bakterien die Ursache für eine ansteckende Bindehautentzündung. Als Auslöser kommen verschiedenste Erreger wie Streptokokken, Staphylokokken oder Pneumokokken infrage. Neugeborene können sich bereits während der Geburt im Geburtskanal der Mutter mit Chlamydien oder Gonokokken infizieren, die ebenfalls eine bakterielle Bindehautentzündung verursachen. Manchmal erhalten sie deshalb direkt nach der Geburt prophylaktische Augentropfen, um die Entzündung zu vermeiden. Generell sind von einer bakteriellen Konjunctivitis häufiger Kinder betroffen. Im Erwachsenenalter ist diese Art der Entzündung dagegen selten.
Viren als Krankheitserreger
Auch zahlreiche Viren können eine Augenentzündung hervorrufen. Die häufigsten Krankheitserreger sind Grippeviren, Herpesviren, Adenoviren und Zosterviren. Oftmals entzündet sich die Bindehaut im Rahmen einer Erkältung mit Fieber, Halsschmerzen und verdickten Lymphknoten. Eine virale Bindehautentzündung ist sehr ansteckend, vor allem da die Symptome am Auge oft erst einige Tage nach der Infektion auftreten. Der Betroffene kann deshalb unwissend die Infektion während der ersten Krankheitsphase bereits an andere übertragen. Schon ein Händeschütteln, Sprechen, Niesen oder Husten löst diese Ansteckung aus.
Entzündete Augen durch Allergien
Gerade wenn im Frühjahr und Sommer bei Heuschnupfenpatienten wegen zahlreicher Pollen und Gräser die Nase läuft, sind meist auch die Augen in Mitleidenschaft gezogen. Denn neben den infektiösen Formen der Konjunctivitis können ebenfalls Allergien eine Bindehautentzündung auslösen. Man bezeichnet sie in der Fachsprache als Rhinokonjunktivitis. Das juckende und brennende Auge sondert dabei ein wässriges Sekret ab, die Lider sind stark geschwollen. Neben Allergien wie Heuschnupfen können aber auch Kosmetikprodukte oder Konservierungsmittel in Augentropfen eine Konjunctivitis auslösen.
Äußere Reize wie Sand, Zugluft oder Kontaktlinsen
Manchmal sind es Umweltreize wie Staub, Rauch, Sandkörner, Zugluft oder Sonnenlicht, die das Auge reizen. Auch daraus kann sich eine Bindehautentzündung entwickeln, die jedoch nicht ansteckend ist. Oftmals ist das Auge zu trocken und nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit versorgt und entzündet sich somit leicht durch einen Fremdkörper oder äußeren Reiz. Bei Kontaktlinsenträgern gelangen durch verunreinigte oder beschädigte Linsen besonders schnell Keime ins Auge, die eine Entzündung verursachen können. Leiden Säuglinge an verklebten Augen, handelt es sich meist nicht um eine Bindehautentzündung, sondern um eine verspätete Entwicklung des Tränenkanals.
Symptome und Beschwerdennach oben
Typisch für eine Bindehautentzündung ist ein stark gerötetes Auge aufgrund der gesteigerten Durchblutung der Bindehaut. Dennoch entsteht eine Rötung nicht ausschließlich durch eine harmlose Entzündung. Sie kann auch ein Warnzeichen für eine schwerwiegendere Augenerkrankung sein. Was genau dahintersteckt, kann letztendlich nur der Augenarzt klären. Wenn zusätzlich Schmerzen im Auge auftreten, sollten Patienten auf jeden Fall zum Arzt gehen. Denn diese sind bei einer Konjunctivitis äußerst selten, können aber auf eine begleitende Hornhautentzündung hindeuten.
Rötung und verklebte Augen
Neben der Rötung verspüren Betroffene oft ein Brennen und Jucken im Auge. Sie haben das Gefühl, als befände sich ein Sandkorn oder ein anderer Fremdkörper darin. Zudem sind die Lider besonders am Morgen oft geschwollen und verklebt. Gerade bei viralen und bakteriellen Infektionen entstehen Schleimfäden und Sekret auf der Hornhaut, die das morgendliche Verkleben bewirken. Am Tage führen diese zu geringfügigen Sehstörungen, die jedoch nach der Reinigung des Auges wieder verschwinden. Die Absonderungen sind bei viralen Erregern meist wässrig, bei Bakterien dagegen eitrig.
Schwellung und Lichtempfindlichkeit
Je nach Erreger besteht auch bei einer Bindehautentzündung ein allgemeines Krankheitsgefühl. Neben der Augenentzündung können Fieber, Kopfschmerzen und Lymphknotenschwellung auftreten. Die Augenlider sind in der Regel stark geschwollen. Bei Virusinfektionen kommt es mitunter zusätzlich zu einer Follikelbildung, einer kleinen Vorwölbung, in der Bindehaut. Da die Augen stark gereizt sind, reagieren sie auf bisher als normal empfundene Lichtquellen in dieser Zeit besonders empfindlich und können vermehrt tränen.
Untersuchung und Diagnosenach oben
Nicht in jedem Fall ist eine medikamentöse Behandlung bei einer Bindehautentzündung notwendig. Meist klingen die Beschwerden innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst wieder ab. Allerdings gibt es neben den zahlreichen Formen der Konjunctivitis auch andere Ursachen, die ein rotes Auge hervorrufen können. Diese schwerwiegenderen Augenkrankheiten kann nur ein Augenarzt erkennen beziehungsweise ausschließen. Zudem diagnostiziert er, um welche Form der Konjunctivitis es sich handelt und ob diese ansteckend ist. Deshalb ist ein Arztbesuch auch bei Verdacht auf Bindehautentzündung zu empfehlen.
Äußere und innere Beurteilung des Auges
Nach einem Anamnesegespräch, in dem der Patient seine Beschwerden schildert, beurteilt der Arzt das Auge im ersten Schritt äußerlich. Mithilfe einer Spaltlampe, bei der er das Auge mit einer speziellen Beleuchtung vergrößert darstellen kann, untersucht er anschließend den Augenhintergrund. Dabei lassen sich auch schwerwiegender Augenkrankheiten wie Grüner Star oder eine Hornhautentzündung ausschließen. Zusätzlich klappt er das Augenlid vorsichtig um, damit er die Bindehaut und eventuelle Veränderungen der Schleimhaut näher betrachten kann.
Abstrich oder Allergietest
Anhand der Beschwerden und der Veränderungen am Auge ist die Ursache der Bindehautentzündung leicht feststellbar. Dies ist besonders wichtig für die Therapie, da die Behandlung je nach Form der Entzündung unterschiedlich ausfällt. Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion kann ein Abstrich von der Bindehaut notwendig sein, um den genauen Erreger zu bestimmen. Vermutet der Arzt eine Allergie als Auslöser der Konjunctivitis, sind Allergietests möglich, um genau zu klären, welche Allergene für die Beschwerden verantwortlich sind. Kommt das Adenovirus als Erreger in Frage, sorgt ein Schnelltest für Aufklärung.
Therapiemöglichkeitennach oben
Neben der medikamentösen Behandlung gibt es ein paar Dinge, die es bei einer Bindehautentzündung von Anfang an zu beachten gibt, damit sich die Augenentzündung nicht weiter verschlimmert oder auf das zweite Auge ausbreitet. Ganz wichtig dabei: Vermeiden Sie das Augenreiben! Denn durch die Reibung gelangen Erreger sehr schnell von einem Auge zum anderen. So weitet sich die Entzündung Zusehens aus. Generell sollte man die Augen immer nur mit gereinigten Händen berühren.
Besonders auf Hygiene achten
Während einer Bindehautentzündung ist Hygiene ganz besonders wichtig, vor allem in Familien. Dazu gehört: ein regelmäßiges Händewaschen von allen Mitgliedern der Familie, insbesondere nach direktem Kontakt mit dem Patienten. Ebenfalls ist für das Trocknen des Auges das Verwenden von Einwegtüchern ratsam, da man sie direkt nach dem Benutzen entsorgen kann. Personen mit Bindehautentzündung sollten im Bad und im WC daran denken, immer ein eigenes Handtuch zu benutzen. So reduzieren sie die Gefahr, andere Familienmitglieder mit der Entzündung anzustecken.
Medikamentöse Behandlung
Welche Medikamente für eine Therapie infrage kommen, hängt immer davon ab, welcher Erreger für die Bindehautentzündung verantwortlich ist. Bei den meisten viralen Infekten, die in Verbindung mit einer Erkältung entstehen, gibt es keine effektive medikamentöse Behandlung. Allenfalls Medikamente, die Symptome lindern. Nur das Zoster-Virus oder eine Bindehautentzündung aufgrund Herpes behandelt man mit Medikamenten. Bei bakteriellen Infektionen verschreiben Ärzte häufig antibiotikahaltige Augentropfen, die die Dauer der Entzündung verkürzen, Komplikationen mindern und die Übertragung reduzieren.
Künstliche Tränen, Kochsalzlösung und Augentrost
Entstand die Konjunctivitis aufgrund einer allergischen Reaktion, verschwindet sie auch wieder, wenn der auslösende Reiz nicht mehr vorhanden ist. Antiallergische Augentropfen helfen zusätzlich, die Entzündung zu therapieren. Um den Tränenfilm der Augen bei einer Bindehautentzündung zu verbessern, helfen künstliche Tränen in Form von Augentropfen oder einem Augengel. Sie bilden auf der Binde- und der Hornhaut einen Schutzfilm, der symptomatische Beschwerden lindert. Sterile Kochsalzlösung ist gut, um die Augen regelmäßig zu spülen. In der Alternativmedizin setzt man bei Konjunctivitis bevorzugt Augentrost als Tropfen, Salbe oder Spüllösung ein.
Keine Kontaktlinsen – sie reizen das Auge zusätzlich
Um das unangenehme Jucken, das Tränen des Auges und die Lichtempfindlichkeit zu lindern, helfen kühle Kompressen, das Abdunkeln des Raumes und bei Aktivitäten das Tragen einer Sonnen- bzw. Schutzbrille. Wenn der Tränen-Nasen-Kanal verstopft ist, kann man das Lösen der Verstopfung durch eine leichte Massage unterstützen. Um die Augen zu schonen, sollten Patienten während der Erkrankung keinesfalls Kontaktlinsen tragen. Zudem ist das Verwenden bekannter Hausmittel wie beispielsweise Kamille nicht zu empfehlen. Kamille kann schwere Allergien auslösen und zudem sind selbst hergestellte Lösungen nicht steril und somit eine weitere Gefahr für das Auge.
Verlauf und Vorbeugungnach oben
In den meisten Fällen kommt es bei einer Bindehautentzündung zu keinen Komplikationen und die Erkrankung verläuft harmlos und milde. Nur in sehr seltenen verbleiben langfristige Schäden, bei denen die Hornhaut in Mitleidenschaft gezogen ist oder schlimmstenfalls ein Verlust der Sehschärfe auftritt. Die Dauer einer Konjunctivitis hängt immer von der jeweiligen Ursache ab. Sie kann sowohl wenige Tage als auch einige Wochen betragen, vor allem, wenn es zu Mischinfektionen von Viren und Bakterien kommt.
Vorsorge nur bedingt möglich
Dass eine Bindehautentzündung erneut auftritt, ist möglich. Gerade bei viralen Entzündungen kann die Krankheit trotz Therapie wieder aufflammen. Ist die Augenentzündung aufgrund äußerer Reize oder einer Allergie aufgetreten, kann man versuchen, diese möglichst zu meiden, um sich vor einem weiteren Ausbruch der Konjunctivitis zu schützen. Generell gilt aber sowohl während einer Erkrankung als auch als vorbeugende Maßnahme: Regelmäßiges Händewaschen schützt und senkt das Risiko von Schmierinfektionen.
FAQs - Häufig gestellte Fragennach oben
Was ist eine Bindehautentzündung?
Bei einer Bindehautentzündung ist die schützende Schleimhautschicht im Auge entzündet und vermehrt mit Blut gefüllt. Typische Symptome sind ein rotes, juckendes und verklebtes Auge.
Ich habe ein rotes Auge. Was bedeutet das?
Ein rotes Auge ist ein typisches Symptom bei einer Bindehautentzündung. Allerdings können hinter diesem auch andere Ursachen stecken, mitunter schwere Augenleiden. Deshalb ist bei roten Augen immer ein Augenarztbesuch zu empfehlen.
Was löst eine Bindehautentzündung aus?
Es gibt verschiedenste Ursachen für eine Konjunctivitis. Sowohl Bakterien und Viren als auch äußere Reize oder eine allergische Reaktion können eine Bindehautentzündung auslösen. Ein Augenarzt erkennt aufgrund der Beschwerden und der Veränderungen am Auge meist schnell, um welche Form der Konjunctivitis es sich handelt.
Was kann ich tun, um meine Familie nicht anzustecken?
Ganz wichtig ist die Hygiene im Haushalt. Ein regelmäßiges Händewaschen aller Personen schützt vor Übertragung per Schmierinfektion. Zudem sollten Sie immer ein eigenes Handtuch und ein eigenes Kissen benutzen. Beim Trocknen der Augen am besten Einwegtücher verwenden und diese direkt im Anschluss entsorgen.
Wie kann ich neben Medikamenten den Heilungsprozess unterstützen?
Kühle Kompressen, regelmäßiges Säubern der Augen mit steriler Kochsalzlösung und Sonnenschutz der Augen lindert die Symptome. Zudem bitte keine Kontaktlinsen tragen! Diese reizen das Auge zusätzlich. Auf Hausmittel wie Kamille sollte man ebenfalls verzichten.
Wie lange ist eine Bindehautentzündung ansteckend?
Nicht jede Bindehautentzündung ist ansteckend. Haben Bakterien oder Viren die Konjunctivitis ausgelöst, ist sie so lange ansteckend, wie Erreger im Augensekret nachweisbar sind. Eine Ansteckungsgefahr besteht meist schon vor dem Auftreten der ersten Symptome und hält etwa 10 bis 14 Tage an.